Das 70-jährige Bestandsfest des MGV Poggersdorf gibt mir die Gelegenheit, einen Rückblick über die abgelaufenen Jahre des Vereines zu geben. Erste Anfänge einer Sängerrunde reichen in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg zurück. Die Männer dieser Runde umrahmten gesanglich auch die Gottesdienste. Wegen politischer und sprachlicher Unstimmigkeiten im bestehenden – recht losen – Kirchenchor entstand 1935 der MGV Poggersdorf, welcher am 15. September desselben Jahres sein Gründungsfest feierte.
Einladung zur Gründungsliedertafel
Dank der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung konnte bald ein Harmonium und verschiedenes Notenmaterial angeschafft werden. Bis zum Jahre 1938 erfreute sich der MGV eines regen Vereinslebens. Viele Orte der Umgebung wurden besucht und die Kontakte zur Bevölkerung vertieft. Die Chorleiter Hans Gussnig und Franz Egger leisteten gute Arbeit bei der Pfl ege des Kärntner- und Volksliedes.
Das Jahr 1938 unterbrach die Vereinstätigkeit, das Vereinsvermögen (Harmonium und Notenmaterial) wurde beschlagnahmt und den Sängern entzogen. Der Beginn des 2. Weltkrieges führte dazu, dass im Laufe der Jahre beinahe alle Sänger zum Kriegsdienst einberufen wurden. An ein Singen war nicht zu denken. Als nach dem Mai 1945 die Sänger aus dem Krieg und der Gefangenschaft heimkehrten, wurde der Wunsch nach einem Neubeginn des Singens wach. So fanden sich im März 1946 ehemalige Sänger auf meine Einladung hin zu einer Besprechung im Gasthaus Krassnig ein. Die neuerliche Vereinsgründung wurde beschlossen und als Chorleiter Hans Gussnig gewonnen. Eine rege Probentätigkeit setzte ein und ich konnte nach einer kurzen Einarbeitung die Leitung des MGV übernehmen. Unsere Nachbarvereine St. Filippen ob Reinegg, St. Michael ob der Gurk, St. Margarethen, Tainach, Grafenstein, Radsberg, Gurnitz, Ebenthal, St. Thomas am Zeiselberg – nur um einige Chöre zu nennen – wurden jährlich besucht. Der Transport zu diesen Orten erfolgte mangels anderer Fahrgelegenheiten auf Traktoranhängern oder Fahrrädern. So konnte das Gesangsleben gefördert und das Interesse am Gesang geweckt werden.
Auch im Bereich unserer Gemeinde traten wir Sänger durch Liedvorträge bei Festen anderer Vereine in Erscheinung. Ob es Feste der Feuerwehr Poggersdorf, der Brauchtumsgruppe, Hochzeiten, Geburtstage waren, konnten die Vereine immer auf die Sänger zählen. Für uns Sänger war es immer eine Selbstverständlichkeit, auch bei Todesfällen, durch die Lieder Trost und Erbauung für die Hinterbliebenen zu spenden. In all den Jahren, gab es für die Sänger Zeiten der Höhen und Tiefen, welche stets gemeistert wurden. Vereinsabende, Faschingssitzungen, Bergwanderungen und Ausflüge förderten den Kontakt mit den Sängern und der Bevölkerung.
Immer war es ein Bestreben aller Sänger neue Mitglieder zu gewinnen und so den Bestand des Vereines zu sichern. 1992 konnte ich die Leitung des MGV Poggersdorf an Franz Buchleitner übergeben. Dieser leitet bis heute den Verein und seine Tätigkeit fand die Krönung in der Aufnahme einer CD, welche zur 70-Jahr-Feier aufgenommen wurde.
OSR Alfred Lamprecht, Festschrift zum 70-jährigen Jubiläum, 2005